PRAEVENIRE GESUNDHEITSFORUM SEITENSTETTEN: TAG 2 \"IM ZEICHEN DER GESUNDHEIT\'\" Im Rahmen des 2. PRAEVENIRE Gesundheitsforums wurden „Gesundheitskompetenz & Prävention“ sowie „Diagnose & Therapie“ in den Bereichen Onkologie und Bewegungs- und Stützapparat am 11. Mai als Themenschwerpunkte umfassend diskutiert. Eine Videobotschaft der österreichischen Bundesministerin für Gesundheit und Frauen, Dr. Pamela Rendi Wagner, stimmte die Teilnehmer des PRAEVENIRE Gesundheitsforums auf den Tag ein. Sie wünschte ihnen konstruktive Diskussionen und viel Erfolg bei der Erarbeitung konkreter Projektpläne zur Umsetzung in den PRAEVENIRE Partner-Gemeinden. Tag zwei des diesjährigen PRAEVENIRE Gesundheitsforums Seitenstetten begann mit der Eröffnung durch Dr. Armin Fidler, Vorsitzender des PRAEVENIRE-Boards. Er betonte die Bedeutsamkeit der Stärkung von Gesundheitskompetenz und Prävention in der Zukunft und freute sich auf angeregte Diskussionen zu dem Thema. Im Rahmen einer Präambel vollzog Prof. Dr. Viktor Mayer-Schönberger von der Universität Oxford zunächst eine 360° Analyse zum Thema Gesundheitsversorgung. Unter dem Schlagwort „Big Data“ legte er eine neue Sichtweise auf die Welt dar: „Die Perspektive durch ‚Big Data‘ ermöglicht uns nichts Anderes als bessere Entscheidungen zu treffen. Fakten sind dafür die beste Entscheidungsgrundlage. Wir haben die Hoffnung aus der zusätzlichen Datenmenge neue Erkenntnisse gewinnen zu können. Um die passenden Antworten zu bekommen, müssen wir zunächst die richtigen Fragen stellen. Die Hoffnung von Big Data ist damit verbunden, dass wir diesen Prozess umkehren können und erst aus der Analyse der gewonnenen Daten die Fragen stellen“, so Mayer-Schönberger eingangs. Experten zum Thema Gesundheitskompetenz und Prävention Dr. Pamela Rendi Wagner, Bundesministerin für Gesundheit und Frauen, betonte anschließend die Zielsetzung des PRAEVENIRE Gesundheitsforums Seitenstetten, nämlich, den gesunden Menschen in der gesunden Gesellschaft zu thematisieren und zu fokussieren: „Genau an dieser Stelle setzen auch wir im Gesundheitsministerium mit unserer Gesundheitspolitik an. Es geht uns darum, alle Menschen zu erreichen - unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Einkommen oder sozialem Status. Aus diesem Grund wurde 2011 der Prozess der Gesundheitsziele Österreich ins Leben gerufen. Seither setzen wir erfolgreich Maßnahmen in den verschiedensten Gesundheitsbereichen um. Der Prozess garantiert, dass wir eine gesamtgesellschaftliche und gesamtpolitische Sicht auf das Thema Gesundheit haben – so wie es auch das Gesundheitsforum Seitenstetten tut“, so die Gesundheitsministerin in ihrer Videobotschaft. Es folgten Impulse zu den Themen Gesundheitskompetenz und Prävention, deren Stärkung auch in den Gesundheitszielen verankert ist. Im Anschluss sprach Gabriele Heinisch-Hosek, Bundesministerin a. D. und Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat über die Bedeutung der Gesundheitskompetenz und unterstrich den Aufholbedarf im Bereich Gesundheitskompetenz, den wir in Österreich haben: „In unserer komplexen Lebenswelt steht uns Alles zur Verfügung und es wird zunehmend schwieriger zu filtern, was uns gut tut und was nicht – darüber hinaus, welchen Informationsquellen wir vertrauen können und welchen nicht. Gesundheitskompetenz gehört zu den Soft Skills des 21. Jahrhunderts. Das Vermögen, die Fülle an Möglichkeiten richtig zu nutzen, trägt damit entscheidend zu unserer persönlichen Gesundheit bei“, so Heinisch-Hosek. Auch die Leiterin des Instituts für Outcome Research von der Medizinischen Universität Wien, Dr.  Tanja Stamm, wies in ihrem Vortragzum Thema Prävention auf Folgendes hin: „Die Gesundheitswirkungen von regelmäßiger Aktivität sind wissenschaftlich bestens belegt. Gesundheitskompetenz spielt im muskoloskelettalen Bereich eine wichtige Rolle, es gibt jedoch kaum Studien dazu. Man sollte folglich schon im Kindesalter damit starten, den Bewegungs- und Stützapparat gesund zu halten. Es geht nicht nur um eine Steigerung der körperlichen Fitness, sondern auch darum, das Wohlbefinden zu steigern. Das Wissen über die Ergonomie, also wie man korrekt bestimmte Bewegungen ausführt, trägt ebenso zur Gesundheitskompetenz bei.  Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass Mobilität und Selbstständigkeit entscheidende Faktoren für die Lebensqualität in jedem Lebensalter sind.“ Den Themenblock Diagnose & Therapie im Bereich Onkologie eröffnete Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant mit einem Impuls über den Stand der Forschung beim Mammakarzinom. „Brustkrebs ist eine Volkskrankheit, aber wir sind schlecht bei der Prävention. Früherkennung ist schwierig, aber es ist wichtig, dass es ein Brustkrebsfrüherkennungsprogramm gibt. Wir haben ein umfassendes Betreuungsangebot und konnten Interdisziplinarität bei diesem Krankheitsbild landesweit institutionalisieren. Es gibt z.B. Tumorboards, wo jeder Patient im Team besprochen wird. Fast 80 % aller PatientInnen werden in sogenannten Brustgesundheitszentren behandelt, das könnte ein Vorbild für andere onkologische Fächer werden. Die Inzidenz von Brustkrebs ist gleichbleibend, aber die Mortalität hat sich gleichzeitig verringert, darauf können wir stolz sein. Wir haben Brusterhaltungsraten von bis zu 90 % erreicht. Bis zu 30 % aller möglichen Brustkrebspatientinnen Österreichs nehmen an klinischen Studien teil – das ist Weltrekord,“ so Gnant. Danach folgte ein Impuls von Univ.-Prof. Dr. Thomas Bachleitner-Hofmann, Leitung Peritonealkarzionose, Universitätsklinik für Chirurgie MedUni Wien, über das Kolonkarzinom. Er führte aus: „Das Kolonkarzinom steht in Österreich, die Häufigkeit betreffend, bei Frauen an 2. Stelle und bei Männern an 3. Stelle, wobei die Mortalität bei 50 % liegt. Dies stellt daher ein signifikantes Gesundheitsproblem dar. Nur ein Fünftel der Patienten in Österreich werden in einem frühen Stadium erkannt, der Rest der Patienten hat zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Metastasen. Organisierte Screenings gibt es nur im Burgenland und in Vorarlberg. Eine Umsetzung dieser Screening Programme österreichweit würde wesentliche Vorteile bringen: Senkung von Mortalität und Behandlungskosten.“ Anwesend war auch Dr. Alexander Biach, Vorsitzender des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, der bei einer Luncheon Session über seine Pläne berichtete: „Ich möchte auf fünf Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems eingehen: 1. „Sozialversicherung gemeinsam“ – ich erkenne den ganzen Bereich als mannigfaltigen Bereich an, ich versuche so viele Akteure wie möglich einzubinden, weil man sonst Nichts erreichen kann. Die Zeit des miteinander Arbeitens soll beginnen. 2. Man vergisst bei Diskussionen meist darauf, worum es eigentlich geht, „das Wohl der Menschen“ – das muss im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehen. Das Vertrauen in Gesundheitsinstitutionen ist 80 %, das soll man nicht verspielen. 3. Konkreter Umsatzplan, was Versorgungssicherheit und –struktur betrifft. Der Bundeszielsteuerungsvertrag ist verlängert worden, als Schulterschluss zwischen allen Akteuren. Es geht um 22 konkrete Maßnahmen z.B. notwendige Ausbildungsqualität im medizinischen Bereich, Entwicklung elektronischer Unterstützung, Stärkung der Gesundheitskompetenz, und Behandlung von bestimmten Erkrankungen. Die Maßnahmen sind mit Zeitplan und Kostenaufteilungspfad versehen. Ich bin für eine einnahmenorientierte Ausgabenpolitik: wir müssen die beste mögliche Gesundheitsversorgung und Dienstleistung mit vorhandenen Mitteln erreichen. 4. Pensionsversicherungsbereich: Ich halte nichts davon, Menschen zu verunsichern. Wir müssen ein System haben, das nachhaltig gesichert wird. So sollte beispielsweise die Kur reformiert werden, damit Menschen möglichst lange aktiv und erwerbsfähig bleiben. 5. Leistungsharmonisierung: wir haben ein Akzeptanz Problem bei den Menschen, denn Menschen verstehen nicht, warum die Leistungshöhen in den Ländern variieren. Es muss Gerechtigkeit gegeben sein. Ich bekenne mich voll und ganz zu diesem System, das wir haben. Ein Schritt ist, die Leistungen zu harmonisieren um eine gewisse Gerechtigkeit herzustellen. Ein weiterer Schritt wird sein, mit Gesetzgeber und Vertragspartnern darüber zu reden. Wir müssen die Systeme harmonisieren und kompatibel machen, dann können sie effizienter werden. Die Systeme müssen stabilisiert werden, damit sie dem Wohl der Menschen dienen können.“ Nach der Mittagspause wurde der 2. Teil des Themenschwerpunkts Diagnose & Therapie im Bereich der Onkologie zu den Themen Lungenkarzinom und Hautkrebs von Univ.-Prof.Dr. Klemens Rappersberger, Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Venerologie, Krankenanstalt Rudolfsstiftung, und Dr. Josef Bolitschek, Leiter der Abteilung für Lungenkrankheiten, Landeskrankenhaus Steyr, dargelegt. Der 3. Themenschwerpunkt des Tages im Bereich Diagnose & Therapie beschäftigte sich mit dem Bewegungs-& Stützapparat. Die Thematik wurde mit Impulsen über degenerative & entzündliche rheumatische Erkrankungen von Dr. Michael Bonelli, Facharzt für Innere Medizin an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, MedUni Wien, Dr. Rudolf Puchner, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie, Dr. Peter Mandl, Facharzt für Innere Medizin an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, MedUni Wien, sowie Priv.-Doz. Dr. Daniel Aletaha, Oberarzt an der Universitätsklinik für Innere Medizin III, MedUni Wien, umfassend erörtert. Ziel des PRAEVENIRE Gesundheitsforums ist es auch in diesem Jahr, vorhandenes Wissen in Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Experten in Programme zu übersetzen, deren Umsetzung einen direkten Nutzen für die Bevölkerung stiftet. Die Erfolgsindikatoren der Umsetzung werden gemeinsam von Experten und den Vertretern der Gemeinde bestimmt. Dieses Jahr werden die Themenbereiche Onkologie sowie der Bewegungs- und Stützapparat fokussiert.